Es
war wieder soweit! Endlich konnten wir, Peter, Jörg,
Wim und ich, zu unserem Frühjahrtörn starten.
Wir hatten dieses Jahr auf ein vorher festgestecktes
Ziel wohlweislich verzichtet. Vielmehr sollte das
Wetter, insbesondere der Wind, über das Ziel
entscheiden. Startpunkt war diesmal Weener und der
Wind wehte uns wie immer direkt auf die Mütze.
So fuhren wir unter Maschine bis nach Borkum. Zwischen
Emden und Delfzijl haben wir dann doch tatsächlich
drei Schweinswale im trüben Wasser der Ems gesehen,
sie schwammen gegen den Strom emsaufwärts.
Nicht
ganz bei Eemshaven haben Jörg und ich entschieden
die Fock zusätzlich zu setzen. Um den unangenehmen
Seegang, der sich durch Wind gegen Strom gebildet
hatte, erträglicher zu machen. Lange hat das
aber nicht vorgehalten. Eine besonders hohe Welle
lief beim Fockdichtholen unter dem Schiff durch so
das ich als Rudergänger, mit der Fockschot in
der Hand, einen Ausfallschritt machen musste, um an
meinem Platz zu bleiben. Unter Deck wurde Wim von
dem heftigen Überholen überrascht und ist
quer durch den Salon geflogen. Dabei ist dann der
Salontisch aus seiner Verankerung gebrochen. Zum Glück
hat Wim sich nicht allzu viel getan, der Tisch musste
allerdings fürs erste mit Sorgleinen provisorisch
fixiert werden. Damit das möglich war musste
die Fock wieder weg. Unterwegs wurden wir von einer
nagelneuen Hanse 33 überholt, ebenfalls unter
Maschine. Borkum haben wir nachmittags ohne weitere
Schäden erreicht.
Wir
lagen hinter der Hanse an der Brücke, im Hafen
stand ein Schwell - man hätte seekrank werden
können. Der nächste Tag brachte noch mehr
Wind und ein stark fallendes Barometer, so das wir
uns entschieden haben einen Tag auf Borkum abzuwettern.
Die Hanse ist ausgelaufen und hat in der Westerems
ihr Rigg verloren und musste abgeschleppt werden.
Was mit der Crew passiert ist haben wir nicht erfahren
können. Gut dass wir auf Borkum geblieben sind,
eine besonders heftige Gewitterböe hat uns Hagel
beschert, der ausreichend genug für eine Schneeballschlacht
gewesen wäre. Außerdem hatten wir so genügend
Zeit für die nötigen und bei Peters Boot
üblichen Reparaturen. Tags darauf ging es dann
weiter, bei starkem Gegenwind die Westerems raus sollte
uns der Kurs nach Norden bringen. Tyborøn in
Dänemark am Limfjord ließ sich anliegen.
Erst ging es unter Segeln mit Dampf los, der Wind
hat uns aber gegen Abend allein gelassen, so dass
der Diesel laufen musste. Der hat eine tragende Rolle
bei dieser Reise gespielt. Die ganze Hinreise war
wenig spektakulär, bis auf die Bilgenpumpe die
immer wieder ansprang. Dabei gibt sie ein durchdringendes
Piepen von sich, was Wim veranlasste aus der Koje
zu kommen und die Wache zu fragen was das sei. Auf
die Antwort: "Die Bilgepumpe" wollte er
wissen ob das schlimm sei. Nun ja, wenn sie nicht
mehr aufhört zu pumpen ist das schon doof, besonders
wenn mehr Wasser nachläuft als sie wegpumpen
kann. Gelegen hat es aber dann doch nur an einer defekten
Membrane. Und nicht an dem Loch im Boot das wir wenig
später hatten. Weil es nix so richtig zu reparieren
gab und Peter gerne repariert musste halt der Geber
vom Echolot gereinigt werden. Ich habe das Loch zu
gehalten und Peter den Geber gereinigt, den Wechsel
beim Geber einsetzten habe ich absichtlich etwas verzögert
damit Peter auch mal nass wird. Nass ist er geworden
und die Absicht hat er gar nicht bemerkt.
Wie
auch immer irgendwann waren wir in Tyborøn.
Kurz festgemacht, was gepennt und gefrühstückt,
danach wollten wir noch Diesel bunkern. Eine spektakuläre
Sache, der Tankchef war von der ganz besonderen Sorte.
Mit Diesel kleckern? Nix Problema in Tyborøn
- mal kurz was Pril drüber und fertig! Wasser
bunkern ging ganz schnell, kein Wunder bei mindestens
1 Mio. bar Wasserdruck, mit dem Strahl hätte
man Stahl schneiden können.
Weiter
ging es in den Limfjord hinein, wir konnten wieder
richtig segeln und sind auf diesem wunderschönen
Revier ein paar schöne Schläge gesegelt.
Für die Nacht haben wir eine schöne Ankerbucht
gefunden. Wir haben alle lange gepennt, bis auf Peter,
der ist doch einfach aufgestanden und hat dieses tonnenschwere
Schiff wirklich und tatsächlich an der Kette
bis zum Anker vorgezogen und ihn hoch geholt! Phänomenal
- der reinste Kraftmeier! Wir sind dann weiter durch
den Limfjord gekreuzt - rauf oder runter, wie auch
immer. Das Revier ist ziemlich unübersichtlich
mit seine vielen Inseln und engen Durchfahrten, aber
wunderschön. Viele große Wasserflächen
mit Ausdehnungen bis zu 14 Meilen auf denen man sehr
schön segeln kann wechseln sich mit engen Fahrwassern
ab. Ein vernünftiges Echolot ist aber schon vonnöten
oder, so wie bei uns, eine Computerunterstützte
Navigation, die ständig den aktuellen Schiffsort
in der Karte anzeigt (da dieses System an Bord war
hatte Jörg den Weltatlas gleich ganz unten in
ein Schapp gepackt). Sobald sich die Möglichkeit
dazu bietet muss ich unbedingt wieder dahin zurück.
Auch wenn wir sicher aufgefallen sind. Einmal weil
wir des Öfteren vergessen haben das Ankerlicht
im Masttopp auszuschalten, selbst im Hafen in der
Box. Aber da gab es ja fast immer Landschrom. Und
dann weil die halbe Crew zwecks photographischer Aufnahmen
in seltsam verkrümmten Positionen an Deck lag
oder fast vollkommen außenbords hing. Dank der
Digitalkameras sind wir jetzt im Besitz von Bildern
1000er Sonnenunter- bzw. -aufgänge, fast aller
passierten Fahrwassertonnen, jeglicher Segelstellung
und jeder Möwe könnte man im Nachhinein
einen Namen geben. Wim musste uns in Thisted leider
eher verlassen, so dass wir für die Rückreise
nur zu dritt waren. Wir waren vorher noch alle zusammen
lecker Pizza essen. Die Serviererin hatte den hübschesten
Popo den ich je gesehen habe, leider war sie sehr
schweigsam
und leider nix mit "We
are red, we are white - we are danish dynamite".
Wir
wollten eigentlich über die Ostsee zurück,
aber die Windvorhersage war dafür eher ungünstig.
So war der Absprunghafen für die Rückreise
Tyborøn, einlaufen abends, im Seemannsheim kurz
was essen und dann weiter. Wir haben uns parallel an
der Küste runtergemogelt, nachts haben wir eine
riesige Flotte mit dänischen Küstenfischern
durchquert. Mann - waren das viele, aber es war ja auch
Donnerstag: Freitags kommt Fisch auf den Tisch. Der
Wind hatte ein Einsehen mit uns, er frischte auf und
drehte weiter auf WSW, so das wir Helgoland anliegen
konnten. Ausgerechnet Helgoland - Peter wollte doch
nie wieder dorthin. Abends Essen im selben Lokal wie
vor zwei Jahren, zollfrei schmuggeln alles wie immer.
Das Besondere die Weiterfahrt! Ganz früh morgens
bei den Anderen klopfen und um 6.oo los, diesiges Wetter
und no Wind. Kurz nachdem wir die Kardinale vom Naturschutzgebiet
passiert hatten tauchte in Luv die Grossherzogin
Elisabeth aus Elsfleth aus dem Dunst auf. Das Bild
erinnerte mich an eine Szene aus der Verfilmung Jack
Londons Seewolf - gespentisch wie die Ghost.
Der Wind schlief dann bald wieder ein, so dass der Diesel
wieder starten durfte. Da uns das Wasser weglief verzögerte
sich die Ankunft auf Borkum immer weiter, so gegen Mitternacht
konnten wir die Leinen an "unserem" Liegeplatz
festmachen. Nachdem Jörg uns einen leckeren Auflauf
gemacht hatte und er verdrückt war, haben wir uns
entschlossen noch bis nach Emden weiterzulaufen. Anfangs
bei Regen und später bei diesiger Sicht bekam der
Rudergänger Anweisungen von der Radarwache und
von der PC-Wache, der den Kurs in der Karte automatisch
mitkoppelte. Morgens gegen 6.oo Uhr lagen wir fest im
Emder Außenhafen. Das Durchschleusen habe ich
verpennt, wie so vieles, am Liegeplatz haben wir das
Boot von innen und außen geputzt. Und damit finde
ich hier am Ende den Bogen zum Anfang. Das Grüne
Handtuch - ich würde mich gerne weiter dazu auslassen,
aber dies soll eine saubere Webseite bleiben. Ich kann
nur dazu sagen, für Peter muss diese Handtuch soviel
bedeuten wie die Schmusedecke für Linus von den
Peanuts.
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