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Bibelfestigkeit
Versorgungsübung in See. Ein Tanker liegt dick, breit und schwer gegen die leicht rauhe See. Ein Zerstörer soll mit einem "High-Line-Manöver" Kraftstoff übernehmen. Keine leichte Aufgabe bei dieser See.
Beiderseits sind alle möglichen Vorbereitungen getroffen. Das schwere Geschirr, die Ölschläuche, die Arbeitsgruppen und interessierte Zuschauer stehen bereit.
Der Zerstörer - ein schlankes, schnittiges und elegantes Schiff läuft an. Auf der Hundskurve, schnell und selbstbewußt. Das Schiff verneigt sich tief in der See, kommt wieder hoch. Kaskaden von Gischt sprühen über das Schiff. - Ein schönes Bild!
Als der Zerstörer - von achtern aufkommend- tief in die Hecksee des Tankers taucht, kommt er vom Kurs ab. Der Anlauf ist versaut. Auf ein Neues. Der nächste Anlauf beginnt, und auch er mißlingt.
Da morst der Tanker: "Matthäus 11, Vers 3".
Stürmisch verlangt der Zerstörerkommandant nach einer Bibel. Als diese gebracht wird, kann er lesen: "Bist du der da kommen soll, oder sollen wir eines anderen warten?"

Zu weit gegangen!
Der Tender " Lahn" liegt an der Pier und bringt Fender aus, damit der Tender "Lech" längsseits gehen und mit der "Lahn" ein Päckchen bilden kann. Kaum ist das Schiff festgemacht, erscheint zu guter Letzt der Smut der "Lahn" und bringt Rattenbleche auf den Leinen zur "Lech" aus.
Eine größere Beleidigung kann es nicht geben, daß ein Schiff als Rattendampfer verdächtigt wird. Die Männer der "Lech"-Besatzung sind wütend und hegen finstere Rachegedanken.
Heimlich lösen sie während der Nacht die Tampen der zwischen den Schiffen klemmenden Fender von der Reling der "Lahn" und befestigen sie an der Reling der "Lech". Keiner bemerkt die Veränderung.
Als am nächsten Tag die "Lech" ablegt, sieht sich die " Lahn" ihrer Fender beraubt, die mit der "Lech" davondampfen.
Der Smut der "Lahn" und die Matrosen des Deckspersonals fluchten ganz schön, als sie zu Fuß die Fender von der "Lech" abholen mußten, die auf die andere Seite des Hafens verholt hatte.

Der Kampf um die Sektkiste
Männergemeinschaften denken sich immer Situationen aus, wo einer gezwungenen werden kann, für alle anderen eine Lage zu schmeißen. Für einen Wachoffizier kann das zum Beispiel eine Schnapszahl sein, wenn während seiner Wache die Seemeilenzahl wie etwa 444,44 durch den Loganzeiger läuft. Dann ist eine Kiste Sekt fällig. Wenn ein Schiff auf einem Kanal, Fluß oder Meeresarm unter einer Brücke hindurchfährt, die gerade von einem Eisenbahnzug passiert wird, ist ebenfalls eine Kiste Sekt fällig. Solch eine Situation stand bevor, als ein Schnellboot auf dem Nord-Ostsee-Kanal der Eisenbahnbrücke von Rendsburg näherte, auf der ein Zug heraufschnaubte. Der WO dachte mit Grausen an die Kiste Sekt, die er schon wieder bezahlen müsse. Da kam ihm der rettende Gedanke. Sich an den Kommandanten wendend bat er: "Herr Kaleu, bitte übernehmen Sie kurz das Kommando. Ich muß ganz dringend aufs Klo." Doch der Kommandant hatte auch schon den sich nähernden Zug entdeckt, und er durchschaute sofort die Absicht seines WOs. "Sie fahren erst noch unter der Brücke hindurch." entschied er. Aber der WO besaß noch eine Trumpfkarte. "Ruder hart Steuerbord!" befahl er.
Erschrocken griff der Kommandant ein und brüllte zum Rudergänger: "Kommandant fährt weiter!"

Die feine Art, Fisch zu speisen
Der Kommandeur des 3. Minensuchgeschwaders in Kiel, vielen noch unter dem Spitznamen Sarotti-Mohr bekannt, weilte zu Gast auf einem SM-Boot. Er war ein Vorgesetzter, der viel Wert auf richtiges Benehmen und gepflegte Umgangsformen legte.
Beim diesmaligen Besuch gab es Fisch zu Mittag. Der Pantrygast hatte wie an allen anderen Tagen den Tisch mit Messer und Gabel gedeckt. Der Sarotti-Mohr zeigte auf sein Besteck und examinierte den Pantrygast:
"Was soll das?" "Messer und Gabel, Herr Kapitän" "Und wie ißt man Fisch?" "Mit zwei Fischgabeln. " "Und warum haben sie die nicht aufgedeckt?" "Wir haben keine Fischgabeln an Bord, Herr Kapitän. " "Nun, dann nehmen wenigstens die Messer weg und backen für jeden eine zweite Gabel auf." "Jawohl, Herr Kapitän."
Der Pantrygast verschwand mit den Messern.
Draußen ertönte ein wüstes Gebrüll, ein Schreien, Schimpfen, Keifen und Fluchen. Dann kehrte wieder Ruhe ein.
Kurz darauf erschien auch der Pantrygast wieder und legte zu jedem Teller in der Offiziermesse eine zweite Gabel. Dann begann die Mahlzeit.
"Sehen Sie," belehrte der Kommandeur den Pantrygasten, "man kann auch mit bescheidenen Mitteln improvisieren und gepflegt essen. Wie ißt man denn im Mannschaftsdeck?"
"Denen habe ich vorhin die Gabeln für die Offiziermesse weggenommen. Die müssen jetzt den Fisch mit Löffel essen!"

Alle Maschinen stop!
Das Schnellboot "Condor" läuft mit dem 2. Schnellbootgeschwader in Wilhelmshaven ein. An der alten hölzernen Wiesbadenbrücke soll festgemacht werden. Der Kommandant gibt den Befehl an den Posten Maschinentelegraph: "Alle Maschinen STOP!"
Doch der Posten Maschinentelegraph reagiert nicht. Die Pier rückt in bedrohliche Nähe. Der Kommandant wird unruhig und ruft : "alle Maschinen ssscht- scheißegal, wir müssen sowieso in die Werft!" und schon bohrt sich das Schnellboot in die Holzpier.

Saunaordnung
Korvettenkapitän S. ist nach Bonn ins Bundesministerium der Verteidigung versetzt worden. Da auch dort nach Dienstschluß die Möglichkeit der Saunabenutzung besteht, erkundigt er sich per Telefon nach einem Termin.
Der Gefreite am Telefon teilt mit:
"Heut geht es nicht, da sind nur Damen dran.
"Geht es morgen?"
"Ja, morgen ist gemischter Besuch gestattet."
"Was heißt gemischt?"
"Heer, Luftwaffe und Marine"

Fallen Anker
Der in Kiel beheimatete Zerstörer 3 übte unter der sicheren Führung des Fregattenkapitän B. - Eingeweihten als "Standarten-Fiete" bekannt - an der Tirpitzmole An- und Ablegen. Es herrschte kaum Wind, und an der Pier war genug Platz. Weit voraus und in sicherem Abstand lag in zwei Päckchen das Flottendienstgeschwader.
Der Oberleutnant z.S. B. durfte den nächsten Anlauf fahren. Er kam gut hin, der Kurs war ohne Tadel, vielleicht ein wenig zu forsch? Wie immer war es für den Kommandanten schwer, den richtigen Zeitpunkt für das Eingreifen im Notfall genau abzuschätzen. Geschah es zu früh, dann hieß es, er habe schlechte Nerven, geschah es zu spät, dann hatte er schlechte Augen. Bei diesem Anlauf wartete der Kommandant einen Augenblick zu lange.
Mit einem unangenehmen Geräusch schnitt der solide Steven des Zerstörers in das Achterschiff des an der Pier liegenden Torpedofangbootes Triton. Z 3 hatte die Rudermaschine der Triton durchgehend geöffnet, ehe er zum stehen kam. Mehrere Leute stürzten auf dem Torpedofangboot an die Unglücksstelle, während man oben von der Back des Zerstörers ebenfalls lange Hälse sah. Hektische Bewegung kam in die Männer an der Schanz der Triton, als plötzlich laut und klar von der Back des Zerstörers hallte: "Fallen Anker!" Das wütende Geschrei der Bootsführer verhinderte das Schlimmste.
Scheinbar unbeeindruckt vom Geschehen zog sich der Zerstörer aus der klaffenden Wunde und legte ab für den nächsten Anlauf. Auf der Triton wurde inzwischen fieberhaft gearbeitet. Während sich einige Seeleute mühten, den Schaden im Rudermaschinenraum aufzunehmen, brachten andere eine große Tafel am Ende des längsten verfügbaren Bootshakens an. Der wurde senkrecht an den Resten der achteren Reling befestigt.
Als Z 3 unverdrossen zum nächsten Anlauf antrat, konnte man von seiner Brücke - auch ohne Glas - lesen:
ACHTUNG Z 3!
Hier beginnt
Triton

Die Heimzahlung
Die "Schlewig" lag bei Abeking & Rassmussen in Lemwerder zur Routine-Instandsetzung im Dock. Solche eine Werftliegezeit ist eine langweilige Sache. Da fährt man schon ganz gerne einmal zur Abwechslung nach Feierabend mit der Fähre hinüber nach Bremen-Vegesack auf der anderen Seite der Weser, um durch die Straßen zu bummeln oder auch ein Bierchen zu trinken.
Der Sperrwaffenmeister der "Schleswig", Oberbootsmann Kalle Klün, hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Abend in einem der Vegesacker Lokale ein Bier zu trinken; wirklich nur ein Bier, nicht mehr. Das hielt er willensstark und eisern durch. Der Wirt mochte sich wohl über den sparsamen Gast geärgert haben, der da eine Weile auf dem Hocker an der Theke saß, sein Bier langsam ausnippte, zahlte und dann ging.
Einmal machte der Wirt so laut, daß alle es hören konnten, abfällige Bemerkungen über die Bundesmarine. Das wären doch keine Männer, die Leisten doch nichts und vertragen schon gar nichts, wir damals ... usw., usw.
Kalle Klün hörte sich die Sticheleien ein paar Tage an. Dann war er am Zuge. Er kam, bestelle sein Bier, trank es aus und sagte: "Zahlen, bitte!" "Macht 2,60 DM." Kalle Klün holte genau abgezählt 26 Zehnpfennigstücke aus der Tasche und warf die 26 Groschen dem Wirt gegen den Bauch. Die Groschen kullerten hinter der Theke herum. Schnaufend klaubte der Wirt sie zusammen und schimpfte. Kalle Klün wartete, bis er alle aufgelesen hatte und fragte: "Na, stimmt's?" Dann verließ er mit einem fröhlichen "Guten Abend" die Kneipe.
Am nächsten Abend tauchte Kalle Klün zur gewohnten Stunde wieder auf, bestellte sein Bier für 2,60 DM und zahlte es wie am Vortag mit 26 Zehnern, die er dem fluchenden Wirt hinter die Theke warf.
Am folgenden Abend erschien Kalle Klün zur üblichen Zeit und bestellte sein Bier. Dem Wirt rannen die Schweißtropfen auf der Stirn. Doch Kalle Klün schienen die Groschen ausgegangen zu sein. Er legte, um die Zeche begleichen zu können, ein Fünfmarkstück auf den Tresen. In den Augen des Wirtes blitzte ein teuflisches Lächeln auf. Jetzt war die Stunde der Heimzahlung gekommen! Er schlürfte zur Kasse und zählte als Wechselgeld 2,40 DM in 24 Zehnpfennigstücken ab. Die warf er im hohen Bogen in den Schankraum: "Da haben Sie Ihr Wechselgeld zurück!" Er grinste triumphierend.
Kalle Klün drehte sich nicht einmal um. Er nestelte an seiner Hosentasche, entnahm der Börse zwei Zehnpfennigstücke, warf sei über die Schulter in den Schankraum und sagte gegen alle Gewohnheit: "Herr Wirt, noch ein Bier!"

Hi Chef
Mitte der sechziger Jahre liefen mehrere Zerstörer in Toulon ein. Der Geschwaderkommandeur, der mit den Kommandanten zu einem Empfang des Prefet Maritime eingeladen war, ließ sich vom Führungsschiffkommandanten einen Leutnant benennen, der als Adjutant fungieren sollte.
Bei dieser "Verlosung" gewann der Leutnant z. S. Hannes H. Rechtzeitig waren alle Herren auf der Pier versammelt, und die Dienstwagen der französischen Marine fuhren vor. Ehe sich der Leutnant versah, waren alle eingestiegen, die Wagen fuhren ab, - und er stand allein auf der Pier. Da er ein guter Leutnant war, ließ er sich etwas einfallen. Er sauste zum nahegelegenen Tor des Stützpunktes, griff sich ein Taxi und machte dem Fahrer ohne Kenntnis der französischen Sprache klar, wie er wohin mußte. Die Taxe sauste los und erreichte das Ziel in kürzester Zeit. Leutnant z. S. H. sprang aus die Straße, betrachtete die leere Treppe vor dem Gebäude, in dem der Empfang stattfand und kam zu der Erkenntnis, daß er es nicht rechtzeitig geschafft hatte. Er raste in das Gebäude, sah eine Freitreppe - hinauf! Oben angekommen, blickte er befremdet in einen völlig leeren Empfangsaal. Fast leer, denn ein freundlicher, älterer Herr in einer Art Uniform war schon da, kam auf ihn zu und begrüßte ihn freundlich.
Nun zahlte es sich für den Leutnant aus, daß er schon in England und den USA gewesen war. Keine Kolbenringe, aber 3 Punkte auf dem unteren Ärmel, ein Feldwebel! "Hi, Chef", sagte der er, und der freundliche ältere Herr führte ihn durch den Saal, erläuterte in gutem Englisch die eindrucksvollen Bilder und Büsten, die den Raum schmückten. Als Geräusche die Treppe heraufklangen, entschuldigte er sich und eilte zur Tür. - Der Vizeadmiral begrüßte seine übrigen Gäste, darunter den Kommandeur und seine Kommandanten.

Wer hat den schnelleren Antrieb?
Nicht nur die bekannten sowjetischen Fischtrawler beschatteten übende Nato-Einheiten, sondern auch Schiffe der Bundesmarine beobachteten schwimmende Verbände der Warschauer-Pakt-Staaten.
Meist gelang es den Nato-Schiffen, wohl weil sie den besseren Sprit hatten, den unliebsamen Beobachter, der oft, als ob er zum Geschwader gehörte, alle Bewegungen mit ausführte, abzuschütteln, indem das Geschwader die Turbinen aufdrehte und mit voller Fahrt davonbrauste.
Doch diesmal war es genau umgekehrt. Das Schiff der Bundesmarine hielt aus irgend einem Grund nicht mehr mit den sowjetischen Verband mit. Der Russe setzte das Signal: "Sie fallen zurück. Versuchen Sie doch mal Ihre Waschmaschine dazuzuschalten."
Der deutsche Kommandant antwortete: "Laufe mit Waschmaschine. Halte die Antriebsturbinen noch in Reserve."
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